Zeit-Diagramm
Ob mit oder ohne kleine Kinder, ob Vollzeitprofessur oder Jobsplitting: Zeit ist für Akademikerinnen und Akademiker ein wertvolles Gut. Doch wie sind die Tage konkret ausgefüllt? Wie lang sind die Arbeitstage? Reicht es für Freizeit, für Treffen mit Freundinnen und Freunden, für die Familie? Wie viel Zeit nimmt der Haushalt oder die Betreuung der Eltern in Anspruch? Wie viel Schlaf benötigen die Einzelnen? Wer geht einer freiwilligen Arbeit nach? Wir haben die Porträtierten gebeten zu notieren, wie eine "normale" Siebentagewoche aussieht. Diese Zeit-Diagramme geben einen persönlichen Einblick in den Alltag der Einzelnen, über die Gemäuer der Universität hinaus. Tatsächlich haben viele der Befragten eine beeindruckende Fülle von Aufgaben auch ausserhalb der Universität zu bewältigen. Dies wird im Zeit-Diagramm sichtbar.
Womit füllen Sie in einer durchschnittlichen Woche Ihre Tage aus?
Erstellen Sie Ihr persönliches Zeitdiagramm:
Erläuterung Zeit-Diagramm
Die Porträtierten haben eine durchschnittliche Woche (sieben Tage à 24 Stunden) ausgefüllt. Die Angaben sind prozentual in Stunden (100% = eine Woche = 168h) dargestellt.
Was ist eigentlich "Arbeit"?
Die Zeit-Diagramme der Porträtierten verdeutlichen, wie eng berufliches und privates Engagement verschränkt sind. Diese Verschränkung spiegelt sich auch in neueren Ansätzen der Arbeitssoziologie wider: Lange Zeit wurde unter "Arbeit" nur Lohnarbeit, also bezahlte Arbeit, verstanden. Die gesellschaftlich unentbehrliche Haus-, Erziehungs- und Sorgetätigkeit wurde ausgeblendet. "Dabei beruht die Funktionsfähigkeit des Sozialstaats zum grössseren Teil auf der informellen, d.h. vor allem der familialen Wohlfahrtsproduktion." (Ute Gerhard 2010, S. 72) Diese informelle, inner- oder ausserfamiläre Arbeit, auch Care-Arbeit genannt, umfasst die Sorge für und die Pflege und Betreuung von Menschen. Überwiegend wird sie von Frauen geleistet. Die Care-Arbeit müsse, so Gerhard weiter, als "Arbeit" und damit als Teil der Wirtschaft gewertet und sichtbar gemacht werden. Je höher der Druck ist, die meiste Zeit am "Arbeitsplatz" zu verbringen, desto schwieriger ist es, Care-Arbeit leisten zu können. Dies führt zu einer hohen persönlichen Belastung. Gerade in der Wissenschaft, die sehr zeitintensiv ist und in der die Grenzen zwischen bezahlten und unbezahlten Tätigkeiten fliessend sind, lohnt es sich, über die Frage, was eigentlich "Arbeit" ist, nachzudenken.
Literatur
- Gerhard, Ute (2010): Sorgen für andere als Massstab für eine neue Sozialpolitik, in: Christel Kumbruck et al.: Unsichtbare Pflegearbeit, LIT Verlag Münster.
- Schweizerisches Rotes Kreuz (Hg.) (2013) Who cares? Pflege von Solidarität in der alternden Gesellschaft, Seismo Verlag Zürich.
- Völker, Susanne et al. (2015): Prekarisierungen. Arbeit, Sorge und Politik, Beltz Juventa Verlag, Weinheim.
- Winker, Gabriele (2015): Care Revolution. Schritte in eine solidarische Gesellschaft, transcript Verlag, Bielefeld.